Sternwarte bei Tag

Geräte

Unsere Sternwarte ist ausgestattet mit einem Ritchey-Chrétien Spiegelteleskop und einem Fraunhofer Refraktor. Diese beiden Geräte werden getragen von einer ungarischen Fornax-50 Montierung, die mit der FS-2 Steuerung angetrieben wird. Ein sternwartentauglicher Rechner, diverses optisches Zubehör und eine DSLR Kamera ergänzen das Ensemble. Mit unserer Ausrüstung sind wir in der Lage ferne Deep Sky Objekte (Galaxien, Nebel, Sternhaufen), die Planeten unseres Sonnensystems und auch die Sonne zu beobachten.

Fraunhofer Refraktor

Joseph von Fraunhofer
fraunhofersche Linien im Sonnenspektrum (Briefmarke der deutschen Post 2012)

Unser Linsenteleskop ist ein Refraktor in der Bauart nach Fraunhofer. Joseph von Fraunhofer (* 6. März 1787, + 7. Juni 1826) war ein deutscher Optiker und Physiker (1). Seine Verdienste reichen von der Entdeckung der nach ihn benannten fraunhoferschen Linien im Sonnenspektrum, über die Erfindung des Spektroskops bis hin zu seinen Experimenten zur Beugung von Licht an optischen Gittern. Ihm gelang es auch, das damals bekannte achromatische Doublet entscheidend zu verbessern, indem er in die zuvor durch Verkittung zusammengefügten Linsen des Doublets einen Luftspalt einführte. Doch er baute nicht nur die Objektive, sondern ganze Teleskope samt Aufstellung. Seit Fraunhofer gibt es einen Montierungstyp, der als deutsche Montierung bekannt ist. Sowohl der von ihm entwickelte Fernrohrtyp als auch die deutsche Montierung werden heute von Amateur- als und auch Profi-Astronomen gleichermaßen verwendet.

Refraktor in der Bauart nach Fraunhofer (vergleichbares Modell von Ottiche Zen aus dem Jahr 2013)

Das Objektiv des Refraktors der Sternwarte Schweinfurt wurde vom italienischen Optiker Romano Zen angefertigt. Auch die Linsenfassung und der Tubus scheinen von Zen gefertigt zu sein, denn das Modell aus 2013 sieht dem unseren Refraktor frappierend ähnlich. Lediglich der Okularauszug und die Rohrschellen scheinen nun anders gestaltet. Das Teleskop hat eine Öffnung von 100mm und eine Brennweite von 1000mm. In der ursprünglichen Ausführung war eine Barlowlinse im Okularauszug angebracht, welche ausgebaut wurde, da die Verkittung der Linsen beschädigt war. Nach ca. 25 Jahren Einsatz wurde der Refraktor Anfang 2010 überholt.

Umbau des Okularauszuges am Fraunhofer Refraktor

Es wurde ein neuer Okularauszug montiert und zur Streulichtunterdrückung schwarze Veloursfolie angebracht. Der Tubus wurde sandgestrahlt und pulverbeschichtet, da der alte Lack durch Benutzung und Wettereinflüsse an einigen Stellen schadhaft war, bzw. abblätterte. Nun sieht das Gerät wieder fabrikneu aus und funktioniert wie am ersten Tag. Das Alter sieht man dem Teleskop nur bei sehr genauer Musterung an. Aber wie soll Fraunhofer schon gesagt haben: „Teleskope sind zum Durchschauen und nicht zum Anschauen!“

Ritchey-Chrétien Teleskop

Umbau des Ritchey-Chrétien Spiegelteleskopes

Das Hauptteleskop ist ein Ritchey-Chrétien Spiegelteleskop mit einer Öffnung von 300mm und einer Brennweite von 2400mm. Ein Ritchey-Chrétien Teleskop ist eine Weiterentwicklung des klassischen Cassegrain-Teleskops. Der Hauptunterschied der beiden Teleskope ist, dass das Cassegrain Teleskop einen parabolisch geschliffenen Haupspiegel besitzt, während das Ritchey-Chrétien Teleskop über einen hyperbolischen Hauptspiegel verfügt. Bei beiden Systemen ist der Fangspiegel hyperbolisch deformiert.

Strahlengang eines Ritchey-Chrétien-Teleskops (2)

Durch die aufwändig geschliffenen Spiegel beim Ritchey-Chrétien Teleskop ergibt sich ein System, welches ein komafreies Bild liefert und keine Zusatzlinsen wie andere Spiegelteleskope benötigt. Annähernd alle Profiteleskope der Welt sind dieses Typs. Beispiele sind die VLT-Teleskope oder das Hubble-Space-Telescope (2).

Die beiden Teleskope nach erfolgreicher Überholung.

Unser Teleskop wurde von Eckhard Alt gebaut. Eckhard Alt ist in Deutschland wohl bekannt durch seine Montierung (umgangssprachlich: Alt-Montierung) welche noch heute vertrieben wird und sicher der Traum vieler Amateur-Astronomen ist. Weniger bekannt sind seine Teleskope, so ist auch unser Teleskop zwar kein Einzelstück, aber sicher keine Massenware. Besonders auffällig ist der extrem massive Aufbau in einem Tubus mit ca. 10mm starker Wandung. Nicht umsonst wiegt das ganze Teleskop ca. 41 Kilogramm. Eine weitere Raffinesse ist der wechselbare Fangspiegelaufsatz. Mit wenigen Handgriffen wird aus dem Ritchey-Chrétien Teleskop ein Cassegrain-Teleskop mit einer Brennweite von 4500mm. Alle Spiegel sind aus Zerodur, einer Glaskeramik welche hoch temperaturstabil ist.
Auch unser Hauptinstrument wurde 2011 komplett überholt. Der Tubus wurde innen komplett mit Veloursfolie versehen und die wenigen blanken Metallteile schwarz eingefärbt. Die Außenseite des Tubus wurde mit einer neuen Pulverbeschichtung versehen, der originale Helikalauszug durch einen Crayfort-Auszug ersetzt. Die beiden Fangspiegel erhielten eine neue hochreflektierende Aluminiumschicht.

Quellen
1Joseph von Fraunhofer
2Ritchey-Chrétien Teleskop