Sternwarte

Historie

Die Anfänge der Arbeitsgemeinschaft Astronomie – Frühe 80er Jahre

Schüler mit dem C8 Teleskop

Die Arbeitsgemeinschaft Astronomie begann im Schuljahr 1981/82 mit sechs Schülern der Oberstufe und einem von der Schule angeschafften Kaufhausteleskop. Während dieses kleine Teleskop nur für Beobachtungen genutzt werden konnte, wurde im Schuljahr 1983/84 aus Mitteln der Elternspende ein transportables Spiegelteleskop (C8) erworben, das über die reine Beobachtung hinaus auch für die Astrofotografie geeignet war. Sowohl in klaren Sommernächten als auch in frostklirrenden Winternächten fuhr die Astro-Gruppe hinaus ins freie Gelände, um Mond, Planeten oder Nebel zu beobachten oder auch zu fotografieren. Am 21.06.1982 gab Oberbürgermeister Petzold mit dem ersten Spatenstich den Startschuss für den Bau des neuen Schultrakts und der Sternwarte. Aus der fast fertigen Kuppel der neuen Sternwarte wurde mit dem Spiegelteleskop C8 am 3. Oktober 1984 die erste Beobachtung von der Schule aus vorgenommen.

Werbeprospekt eines kleineren, baugleichen Teleskops

Am 16. April 1985 wurde die Montierung Alt 7AD und das 30cm durchmessende Ritchey-Chrétien-Teleskop mit dem Cassegrain-Fangspiegel durch Herrn Eckhard Alt persönlich angeliefert und durch kräftige Teilnehmer der Astro-Gruppe in die Kuppel der Sternwarte transportiert. Das Gewicht der Montierung betrug ca. 90 kg und das der Hochsäule ca. 80 kg. Leitfernrohr, automatische Nachführeinrichtung, Sternzeituhr und weiteres Zubehör folgten in Teillieferungen und sorgten für spannende Arbeitsnächte am Teleskop. Bei der offiziellen Übergabe unseres neuen Schulgebäudes im Juli 1985 war das eigentliche Herzstück der Sternwarte installiert und justiert. Die Kosten von 28.000,– DM für dieses Hauptgerät mit Zubehör wurden ebenfalls mit Mitteln der Elternspende bestritten.

Das vollständig einsatzbereite Teleskop

In den folgenden Jahren wurde die Ausrüstung immer weiter ergänzt durch Okulare, Deep-Sky-Filter, H-alpha-Filter zur Sonnenbeobachtung u. s. w. Eine besondere Erwähnung verdient die Anschaffung eines zusätzlichen kurzbrennweitigen achromatischen Refraktors, im Fachjargon Kometensucher genannt, mit einer Öffnung von 102mm und einer Brennweite von 500mm. Da unser Hauptteleskop Brennweiten von 2.400mm und 4.500mm und das Leitfernrohr eine Brennweite von 1.000mm hat, fehlte uns noch ein Instrument, mit dem man großflächige Objekte wie Kometen oder die Andromedagalaxie vollständig abbilden kann. Der wesentliche Teil der Kosten wurde durch eine Spende der Elterngruppe „Das besondere Frühstück“ finanziert. Vielen Dank auch an Herrn Kop aus Unterspiesheim für die Spende zweier analogen Spiegelreflexkameras.

Die ersten Jahre nach der Jahrtausendwende

Auch wenn man sich an gewisse Ereignisse und Vorgänge erinnert, als ob sie gestern gewesen wären und in astronomischen Dimensionen 1000 Jahre nicht einmal einen Wimpernschlag bedeuten, so war doch die inzwischen fast 20 Jahre alte Steuerung unserer Montierung nicht nur aus der Sicht unserer Schüler schon etwas veraltet, sondern bedarf tatsächlich einer Anpassung an den heutigen Standard. Nach anfänglichem Verdrängen der Begriffe wie PC-gestützte GoTo-Funktion und CCD gestützte Autoguider blieb nichts anderes übrig, als sich den Möglichkeiten der Umrüstung unserer Sternwarte und den entsprechenden Kosten zu befassen. Die oft lautstarken Forderungen nach einer Wissensvermittlung und Ausbildung anhand aktueller Technologien werden zur Zeit sehr leise, wenn es an die Finanzierung geht.

Zum Glück gibt es an unserer Schule auch noch den Förderverein, spendable Sponsoren und Schüler, die unverdrossen, flexibel und mit viel Eigeninitiative an der notwendigen Anpassung mitwirken. Stellvertretend für jegliche Unterstützung sei hier die damalige Vorsitzende des Fördervereins, Frau Causemann, und der Kollegiat und damaliger „Chef“ der Astro-Gruppe Andreas Kohlhepp genannt.

Möglich wurde die wohl dringende Umrüstung nur durch die engagierte Arbeit des Fördervereins. Die 3.000,– DM, die der Förderverein, Ende 2001 aus seinen Mitteln zur Verfügung stellte und die Spende von 5.000,– DM der Firma ZF Sachs, legten den finanziellen Grundstock für die Umrüstung. Eine noble Spende über 1.000,– EUR von Herrn Kimbrough der Firma Aktura führte zu Beginn des Jahres 2002 zur Einholung der ersten Angebote, Vergleiche und konkrete Recherchen.

Die Fornax-50 Montierung mit FS-2 GoTo Steuerung trägt nun das Teleskop (2003)

Das Ergebnis ist unsere neue Fornax-50 Montierung mit der Teleskopsteuerung FS-2 von Michael Koch und ein PC mit Monitor zur Bildbearbeitung. Außerdem besitzt unsere Sternwarte einen Internetanschluss, den die Teilnehmer des Pluskurs Astronomie selbst verlegt und aus dem Verkauf des Astronomiemagazins „Zenit“ auch selbst finanziert haben. Im Gegensatz zur alten Montierung mit ihren 90 kg wiegt die Fornax nur 21 kg und wirkt im Vergleich zu unseren stabilen Hochsäule und dem soliden Spiegelteleskop schon super modern. Die Montierung ist von einem ungarischen Astronomen und Diplomingenieur konstruiert. Der Hersteller hat auch ein komplettes automatisches Teleskop mit Mechanik und Steuerung auf dem Kitt Peak in den USA montiert. Die Software der Herstellerfirma findet nicht nur am Kit Peak Verwendung, sondern steuert Filterräder und Zusatzteile in ungarischen und australischen Profisternwarten.

Unser Teleskop ist nun durch den PC steuerbar, dar auf eine Datenbank zugreift, die alle NGC, IC und Messierobjekte enthält. Durch zwei Stück vier Phasen Schrittmotoren ist das Teleskop nun in der Lage, jedes gewünschte Objekt der Datenbank selbstständig mit einer Geschwindigkeit von 1° pro Sekunde anzusteuern. Vom Horizont zum Zenit schwenkt es z. B. in 90 Sekunden. Notwendig ist jedoch der Steuerung mitzuteilen an welchem Ausgangspunkt sie steht. Dies bedeutet, dass der Beobachter zum Start, seiner dann automatisch gesteuerten Reise von Himmelsobjekt zu Himmelsobjekt, der Steuerung mitteilen muss, welches Objekt er gerade am Teleskop von Hand eingestellt hat. Somit ist es zur Freude des Autors nach wie vor für einen Beobachter notwendig, die hellsten Objekte am Nachthimmel zu kennen. Darüber hinaus kann die Montierung auch manuell, ganz ohne PC betrieben werden, was einen schon etwas älteren Astronomen nicht nur wegen eines möglichen Stromausfalles beruhigt.

Auch unser Hauptspiegel war nach fast 20 Jahren Betriebszeit verschmutzt und wurde in diesem Zusammenhang von der Firma Befort in Wetzlar gereinigt und neu mit Aluminium bedampft und von der Firma Teleskop-Service Ransburg in München wieder eingebaut und justiert. Er leistet nun hoffentlich auch in den nächsten 20 Jahren gute Dienste und vermittelt uns einen klaren Blick auf die Objekte in unserem Universum.

Die digitale Fotografie erhält Einzug (2003)

Um die Beobachtungen oder Einstellungen von interstellaren Objekten zu verbessern oder auch festzuhalten bildet eine digitale Kamera mehr als eine sinnvolle Ergänzung. Seit kurzem (2003; Anm. Team Homepage) ist mit der CANON EOS 300D eine digitale Spiegelreflexkamera auf dem Markt die relativ problemlos an unserem Teleskop anzuschließen ist. Die Beobachtungen werden mit einem 6,3 Megapixel-Chip gespeichert und können auf unseren PC übertragen werden. Somit lassen sich die Objekte am Bildschirm einstellen und beobachten. Dank der, auch in diesem Fall unbürokratischen, finanziellen Hilfe des Fördervereins unserer Schule und des Herrn Huber von der Firma FAG ist damit die Umrüstung unseres Teleskopes abgeschlossen und besitzt einen modernen Standard, zumindest für den Augenblick.

Um 2010 bis heute

Auch der Sternwarte würde man es ansehen, dass seit der Jahrtausendwende schon wieder einige Jahre vergangen sind, wenn wir nicht selbst in die Hände spucken würden. Ein großes Projekt war der Austausch der Elektrosteuerung der Kuppel. Die neue Steuerung wurde nach aktuellen technischen Vorschriften konzipiert und ist sogar für eine Ansteuerung durch einen Computer vorbereitet. Ebenso wurden Teile der Beleuchtung in der Kuppel im gleichen Zug mit erneuert. Im Anschluss an den Umbau erhielt die Sternwarte noch einen neuen Anstrich.

Das Bayerische Fernsehen hatte sich dieses Jahr auch angemeldet. Anlass war unter anderem das Internationale Jahr der Astronomie 2009. Einen ganzen Tag wurde gedreht und Interviews geführt. Zugegen waren die Reporter im Astronomie-Unterricht der Kollegstufe oder den der 5. Klassen. Selbstverständlich wurde auch auf der Sternwarte alles genauestens unter die Lupe genommen. Heraus kam ein 2,5 minütiger Film für die Abendschau. Link Es war auf jedem Fall für alle Beteiligten ein riesiger Spaß und gewährte einige Einblicke ins Fernsehgeschäft.

Ausgebaut wurde auch das Führungsangebot, um der Nachfrage gerecht zu werden. Von vormals zwei Führungen im Rahmen des Sommerferienprogramms wurde auf fünf bis sechs Terminen je Jahr aufgestockt. Außerdem findet man nun auch Führungsangebote für Kind mit Eltern im Programm Kids & Teens, so dass über den ganzen Jahreskreis Kinder- und Jugendführungen in der Sternwarte möglich sind. Ein weiteres Angebot ist die Möglichkeit sich hier auf der Homepage für eine Führung direkt einzuschreiben um dann bei klarem Wetter den Sternhimmel zu beobachten.

Ein weiterer Meilenstein war die Komplettüberholung beider Teleskope. Nach etwa 25 Jahren im Einsatz wurden zunächst der Refraktor komplett zerlegt, das Rohr gestrahlt und pulverbeschichtet, das Objektiv gereinigt, der inzwischen doch etwas lädierte Zahnstangenauszug gegen ein Modell „Crayford“ getauscht, das Innenrohr mit Streulichtunterdrückender Veloursfolie ausgestattet und danach alles wieder zusammen gebaut und justiert. Durch den Tausch des Auszugs kann man nun auch die standardisierten 2 Zoll Okulare einsetzen, zuvor war das Gerät nur für ein inzwischen exotisches 35 mm Steckmaß ausgelegt.

vollständig überholte Teleskope (2011)

Etwa ein Jahr nach dem Refraktor, kam auch das Spiegelteleskop an die Reihe. Dieses wurde auch komplett zerlegt, der Tubus innen wie außen bearbeitet, jedoch wurde eine drei Zoll Prismenschiene angebracht um mit einer entsprechenden Klemme an der Montierung das Teleskopgewicht von ca. 50 Kilogramm besser zu befestigen. Der Helikal-Okularauszug wurde auch gegen ein gängiges Modell ersetzt und die Fangspiegel wurden von einem ehemaligen Schüler und Astro-Kollegen mit einer neuen Aluminium-Spiegelschicht versehen.

Obwohl diese umfassenden Überholungsmaßnahmen nur in der Freizeit gestemmt wurden, konnte mit Ausnahme von sechs Wochen ein durchgängiger Beobachtungsbetrieb gewährleistet werden. Dank der Spenden für die Sternwarte Schweinfurt und den Erlösen von der Schülerzeitung -zenit- konnte die Astro AG diese Maßnahmen selbst finanzieren.